Ein Unternehmen zu führen bedeutet heute nicht nur, Produkte zu entwickeln oder Kunden zu gewinnen. Ebenso wichtig ist der Aufbau von Beziehungen zu Banken, Zahlungsanbietern und Finanzpartnern. Für manche Firmen gestaltet sich dieser Prozess jedoch deutlich schwieriger, da sie als Hochrisikounternehmen eingestuft werden. Doch was bedeutet das genau? Nach welchen Kriterien bewerten Banken und Zahlungsdienstleister die Risikostufe?
Was bedeutet „Hochrisikounternehmen“?
Der Begriff Hochrisikounternehmen wird von Banken, Zahlungsdienstleistern und Aufsichtsbehörden häufig verwendet. Er bedeutet nicht, dass ein Unternehmen illegal oder betrügerisch ist. Vielmehr beschreibt er Firmen, deren Branche, Geschäftsmodell oder Kundenstruktur eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für finanzielle oder rechtliche Probleme birgt.
In der Praxis heißt das: strengere Prüfungen bei der Anbindung, höhere Gebühren, Einbehalte von Umsätzen und oftmals Schwierigkeiten bei der Eröffnung eines Händlerkontos (Merchant Account).
Die wichtigsten Kriterien für die Einstufung als hochriskant
Obwohl sich die Methoden der Banken unterscheiden, sind die Kernfaktoren meist dieselben.
1. Branche
Einige Industrien gelten automatisch als hochriskant:
- Online-Glücksspiel und Sportwetten
- Forex- und CFD-Handel
- Reisebüros mit Vorauszahlungen
- Erwachsenenunterhaltung
- Nahrungsergänzungsmittel und Nutra-Produkte
- Kryptowährungsplattformen
2. Rückbuchungsquote
Ein hoher Anteil an Rückbuchungen (über 1 %) ist für Banken ein klares Warnsignal.
3. Transaktionsprofil
Sehr hohe Beträge (z. B. Luxusgüter, teure Reisen) oder Abonnement-Modelle erhöhen das Risiko von Streitfällen.
4. Geografische Ausrichtung
Der Verkauf in Regionen mit hohem Betrugsaufkommen (Lateinamerika, Afrika, Teile Asiens) führt häufig zur Einstufung als hochriskant.
5. Regulierung und Rechtliches
Kryptofirmen müssen sich laufend an neue Vorschriften zu Geldwäscheprävention (AML) und Identitätsprüfung (KYC) anpassen. Diese Unsicherheit sorgt für eine Hochrisiko-Einstufung.
6. Unternehmenshistorie
Start-ups ohne Geschäftshistorie oder Firmen mit schlechter Bonität gelten ebenfalls als risikoreich – selbst wenn ihre Produkte unproblematisch sind.
Beispiele für Hochrisikobranchen
Typische Hochrisikobranchen sind:
- Glücksspiel & Wetten
- Erwachsenenunterhaltung
- Reisen & Hotels mit Vorauszahlung
- Forex und binäre Optionen
- E-Commerce mit hoher Retourenquote
- Nutra und Wellness-Produkte
- CBD- und Hanfprodukte
- Krypto-Börsen und Wallets
Warum Banken und Zahlungsanbieter so streng sind
Für Finanzinstitute bedeutet die Zusammenarbeit mit Hochrisikounternehmen:
- Betrugsgefahr – gestohlene Karten, Identitätsdiebstahl, Rückbuchungsbetrug
- Regulatorische Unsicherheit – wechselnde oder unklare Vorschriften
- Reputationsrisiken – Branchen mit schlechtem Image
- Finanzielle Instabilität – häufige Rückerstattungen oder Stornierungen
Um sich abzusichern, verlangen Banken höhere Gebühren, Reserverücklagen und verzögern Auszahlungen.
Folgen für Hochrisikounternehmen
Die Einstufung als Hochrisikounternehmen bringt mit sich:
- Höhere Transaktionsgebühren
- Verzögerte Auszahlungen
- Einbehalt eines Teils der Umsätze (Reserverücklage) über mehrere Monate
- Eingeschränkter Zugang zu klassischen Banken
Gleichzeitig bieten spezialisierte Fintech-Plattformen Alternativen, um dennoch international zu wachsen.
Strategien für hochriskante Geschäfte
Es geht nicht darum, die Einstufung loszuwerden, sondern sie professionell zu managen.
- Mit dem richtigen Anbieter arbeiten
Eröffnen Sie ein spezialisiertes Händlerkonto, statt vergeblich Standard-Zahlungsschnittstellen zu testen. - Mehrere Zahlungsmöglichkeiten anbieten
Kombinieren Sie klassische Kartenzahlungen mit Alternativen, etwa einer eigenen Krypto-Karte. - Betrugsprävention einsetzen
Systeme wie 3-D Secure, Identitätsprüfung und Transaktionsüberwachung steigern das Vertrauen der Banken. - Transparenz gegenüber Kunden
Klare Rückerstattungsrichtlinien und ehrliche Produktbeschreibungen reduzieren die Anzahl von Streitfällen. - Eigene Zahlungsmittel einführen
Mit einer einfachen Payment Card binden Sie Kunden langfristig und behalten die Kontrolle über den Cashflow.
Fazit
Ein Hochrisikounternehmen zu sein, ist kein Urteil über die Seriosität, sondern ein Hinweis auf zusätzlichen Finanz- und Compliance-Bedarf. Wer die Kriterien versteht, kann sich vorbereiten und die passenden Partner wählen.
Ein hochriskantes Geschäft bedeutet heute nicht weniger Chancen, sondern die Notwendigkeit, intelligentere Werkzeuge einzusetzen – von Händlerkonten bis hin zu modernen Krypto-Zahlungslösungen.